Pastoralkonzept

Vorläufiger Entwurf eines

PASTORALKONZEPTES

 

 

Gliederung

 

01.      Zur Erarbeitung eines Pastoralkonzepts


02.      Worauf wir aufbauen und was uns prägt

02.1    Blick auf St. Lambertus
02.2    Blick auf St. Andreas
02.3    Blick auf St. Mariä Empfängnis
02.4    Blick auf St. Maximilian
02.5    Blick auf Ordensgemeinschaften, Verbände, kirchliche Einrichtungen
 

03.      Wo wir verortet sind und was uns herausfordert

03.1    Das Pfarrgebiet von St. Lambertus und seine Bewohner
03.2    Die Lage in der City und deren Folgen


04.      Wozu wir berufen sind und wie wir uns dem stellen

04.1    Unser Auftrag als Kirche vor Ort
04.2    Unsere Feier der Liturgie
04.3    Unsere Kinder und Jugendlichen

 

 

01.      Zur Erarbeitung eines Pastoralkonzepts

Es ist das Ziel unseres Pastoralkonzeptes, Auskunft über die bisherige Geschichte der (neuen) Pfarrei Sankt Lambertus zu geben, ihre jetzige Situation zu beleuchten und Optionen und Visionen für die Zukunft zu entwickeln. Dies soll geschehen im Blick auf bestehende und noch zu erschließende Ressourcen.

Für das Konzept sind der Pfarrer, das „Team Gemeindliche Seelsorge“ und der Pfarrgemeinderat verantwortlich. Die Lenkungsgruppe, der Kirchenvorstand und die Ortsausschüsse wirken an seiner Entstehung mit, ebenso die von Zeit zu Zeit stattfindende „Pfarrversammlung“.

Aufgrund der besonderen geografischen Lage unserer Pfarrei muss das Konzept darlegen, dass und wie wir uns verantwortlich wissen für die Katholische Kirche im Herzen Düsseldorfs, die unter den Bedingungen der City für eine einladende missionarische Pastoral steht.

Hierbei gilt es, die Markenzeichen der Kirchorte St. Lambertus, St. Andreas, St. Maximilian und St. Mariä Empfängnis („eine Pfarrei – vier Gemeinden“), aber auch anderer kirchlicher Institutionen (z.B. Maxhaus, Josefskapelle, Caritas etc.) zu stärken, Kooperationspotential zu entdecken und Synergien anzustreben.

Unser Pastoralkonzept soll seine Wirkung nicht erst im Anschluss an die „redaktionelle Fertigstellung“ entfalten sondern bereits während des Entstehungsprozesses unsere pastoralen Entscheidungen beeinflussen, nachvollziehbar und überprüfbar machen.

 

02.      Worauf wir aufbauen und was uns prägt

02.1    Blick auf St. Lambertus

Mit ihrem "schiefen Turm“ ist die Basilika Sankt Lambertus ein Wahrzeichen der Landeshauptstadt Düsseldorf.

Die Geschichte der Stadt ist mit der Geschichte von Sankt Lambertus aufs engste verbunden. Sankt Lambertus war die erste Pfarrkirche des kleinen Bauern- und Fischerdorfes an der Mündung der Düssel in den Rhein. Bei der Stadtgründung 1288 wurde sie zur Stiftskirche erhoben.

Ausdruck der ersten Blüte der Stadt ist die großzügige Erweiterung der Stiftskirche zu einer dreischiffigen Hallenkirche am Ende des 14. Jahrhunderts. In ihr wurden die bergischen Herrscher beigesetzt, die Bürgermeister der Stadt gewählt und die Reliquien des Stadtpatrons St. Apollinaris verehrt, die seit 1383 einen kostbaren Schatz der Stadt bilden.

Bis heute ist Sankt Lambertus "Stadtkirche" geblieben. 1974 würdigte Papst Paul VI ihre besondere Bedeutung durch die Erhebung zur päpstlichen Basilika. Dieser Bedeutung entsprechen ihre Ausstattung, ihr Kirchenschatz und ihre Kirchenmusik.

Sankt Lambertus ist aber nicht nur repräsentative Stadtkirche sondern auch Gotteshaus einer kleinen, aber lebendigen Altstadtgemeinde, die versucht, ihr Christsein unter den Bedingungen einer modernen Großstadt zu leben. Im Rahmen der "City-Pastoral“ beteiligt sie sich als offene und einladende Gemeinde an städtischen Events und bietet Suchenden und Fragenden spirituelle Vertiefung und geistliche Gemeinschaft an. Viele Menschen besuchen Sankt Lambertus zu stiller Einkehr, Gottesdienst und Gebet, aber auch als Touristen und Kunstliebhaber.

Gemeinsam mit den Nachbargemeinden im Stadtzentrum wollen wir in einer Pfarrei katholische Kirche im Herzen Düsseldorfs sein. Wir tun dies in enger Verbundenheit mit den Ordensgemeinschaften und kirchlichen Institutionen in der Stadtmitte.

 

02.2    Blick auf St. Andreas

In St. Andreas, der ehemaligen Kirche der Jesuiten und Hofkirche des Düsseldorfer Fürstenhofes, die auf eine über 380jährige Tradition zurückschaut, üben die Dominikaner seit 1972 eine Seelsorge aus, die von ihrer Ordensspiritualität geprägt ist und sich an Menschen wendet, die aus einem weiten Umkreis Düsseldorfs zu ihnen kommen.

1933 wurde in St. Andreas als Zeichen gegen den absoluten Machtanspruch der Nationalsozialisten die tägliche eucharistische Anbetung eingeführt. Diese Tradition wurde nach dem Ende der Nazizeit weitergeführt. So ist St. Andreas ein geistliches Zentrum mitten in der Stadt, das täglich von 7.30 Uhr bis 19.00 Uhr Menschen zum Gebet vor dem Allerheiligsten einlädt.

Die Gottesdienste an St. Andreas sind vielgestaltig und formenreich. Die Möglichkeit der Teilnahme am Stundengebet der Dominikanerkommunität wird gern genutzt. Das Leben der Gemeinde wird u.a. gestärkt durch zwei Dominikanische Laiengruppen, zwei Bibelkreise und einen Musikalischen Gebetskreis. Menschen finden zueinander beim sonntäglichen Frühschoppen im Andreassaal, beim Predigtgespräch, beim „Glas danach“.

1991 wurde dem Namen der Kirche „St. Andreas“ die Bezeichnung „Offene Kirche der Dominikaner“ hinzugefügt. Das war der Beginn einer „City-Pastoral“ in Düsseldorf. Die Dominikaner wollten „niederschwellige Gastfreundlichkeit“ anbieten, die nicht nur Menschen im Blick hat, die der Kirche gläubig verbunden sind, sondern auch solche, deren Interesse eher kultureller oder allgemeiner Art ist. Wegen ihrer kunsthistorischen Bedeutung ist die Kirche Anziehungspunkt für viele Besucher geworden, die Interesse an einer Besichtigung des Mausoleums mit dem Sarkophag des Kurfürsten „Jan Wellem“ haben, die Schatzkammern und die wechselnden Ausstellungen in den sogenannten „Fürstenlogen“ besuchen oder an einer Kirchenführung teilnehmen möchten. Das Angebot der „Offenen Kirche“ ist heute integraler Bestandteil der "City-Seelsorge" in Düsseldorf.

Zahlreiche über das Jahr verteilte Vortragsveranstaltungen des "Meister-Eckhart-Forums“, die zum Teil in Kooperation mit dem Maxhaus durchgeführt werden, sind ebenfalls Teil der City-Pastoral und des Angebotes der Dominikaner.

Seit mehr als vier Jahrzehnten besteht der „Chor an St. Andreas“, zuvor "Chor der ehemaligen Hofkirche und des Görresgymnasiums". Durch dessen Wirken werden junge Menschen mit festlichen Gottesdienstformen vertraut gemacht und europäischer Chorliteratur kirchlicher Prägung zugeführt.

Mit der "Sonntagsorgel an St. Andreas" gibt es seit vielen Jahren ein kirchenmusikalisches Angebot, das von zahlreichen Menschen angenommen wird.

Mitten im Freizeitmilieu der Düsseldorfer Altstadt, in dem auch Menschen eine Bleibe suchen, die am Rande der Gesellschaft leben, unterstützen die Dominikaner seit ca. zwanzig Jahren Bedürftige mit Hilfe einer „Armenküche“, in der außer einer täglichen warmen Mahlzeit auch soziale Beratung und Unterstützung angeboten wird.

Dieses umfangreiche und vielfältige Angebot können die Dominikaner an St. Andreas darum bereithalten, weil sie von einer großen Zahl von ehrenamtlicher Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unterstützt werden.

 

02.3    Blick auf St. Mariä Empfängnis

1891 wurden die Gemeinden Sankt Rochus und Sankt Mariä Empfängnis von der zu groß gewordenen Pfarre St. Dreifaltigkeit abgetrennt. Die neu entstandene Gemeinde nutzte zunächst eine Notkirche an der Ecke Charlottenstraße und Friedrich-Ebert-Straße (damals Kaiser-Wilhelm-Straße).

Als die Pfarrgemeinde von Süd-Pempelfort von der Derendorfer Pfarrei abgepfarrt wurde, entschloss man sich zu einem Kirchenneubau. Dazu wurde ein öffentlicher Wettbewerb ausgeschrieben. Der Entwurf des Architekten L. Becker wurde mit dem ersten Preis ausgezeichnet. Zwischen 1894 und 1896 wurde nach seinen Plänen die Kirche Sankt Maria Empfängnis erbaut.

Von 1932 bis zu seiner Verhaftung durch die Gestapo im Jahr 1936 war Joseph Cornelius Rossaint Kaplan an der Marienkirche.

Bei einem Luftangriff im Jahre 1943 wurde die Kirche stark zerstört. Der Wiederaufbau dauerte von 1950 bis 1969 und stand unter der Leitung des Architekten Josef Lehmbrock, Düsseldorf. Von 1976 bis 1982 erfolgte eine Restaurierung unter dem Architekten Wilhelm Dahmen, der den Innenraum in einen Zustand zurückversetzte, der dem ursprünglichen Aufbau nahe kam. 1957 wurden einige große Betonglasfenster von Prof. Günther Grote eingesetzt, die den Charakter des Innenraums der Marienkirche stark prägen.

Die Doppelturmfassade der großen dreistöckigen Kirche steht im Schnittpunkt von zwei Hauptverkehrsachsen (Oststraße / Schadowstraße) und gehört zu den prägenden Wahrzeichen der Düsseldorfer Innenstadt. Inmitten von Geschäftsstraßen, Vergnügungsvierteln und Japan Center liegt die Gemeinde Sankt Maria Empfängnis, zu deren Territorium das Franziskanerkloster, die Firminus-Klause, die Fides-Glaubens-beratung, das Liebfrauenkloster mit angeschlossenem Kindergarten und eine Kleiderkammer gehören.

Bis zum Zweiten Weltkrieg war die Pfarrei ein in sich geschlossenes Wohngebiet. Nach dem Krieg wandelte sie sich zu einer typischen City-Gemeinde, die stark von Geschäften, Büros etc. geprägt ist. Die Kirche wird von Gläubigen aus ganz Düsseldorf und der weiteren Umgebung besucht. Es gibt ein reiches Vereinsleben: KAB, kfd, KJG, Seniorenkreis, Pfarrcaritas, Kirchenchor und Choral-Schola. Die Marienkirche, die von Anfang an durch einen klaren Bezug zur Mutter Jesu geprägt war, hält auch die Möglichkeit zur eucharistischen Anbetung bereit.

Pfarrer Kaulmann prägte die Gemeinde durch regelmäßige exegetische Vorträge. Nach seiner Pensionierung übernahmen die Franziskaner den Dienst an der Marienkirche. Zwischenzeitlich wurde Sankt Mariä Empfängnis neben ihrer Verwendung als Gemeindekirche zur Klosterkirche der Franziskaner bestimmt. Die Kommunität der Franziskaner hat sich verpflichtet, jeweils einen ihrer priesterlichen Brüder für den Dienst als Pfarrvikar zur Verfügung zu stellen.

02.4    Blick auf St. Maximilian

1651 gründeten die Franziskaner eine Ordensniederlassung und errichteten bis 1737 die Klosterkirche St. Antonius. Im Mittelpunkt ihrer Arbeit standen die Feier von Gottesdiensten, die Glaubensverkündigung, die Armenpflege und eine Schule.

Im Zuge der Säkularisation wurden die Franziskaner 1804 enteignet, ihre Kirche wurde ein Jahr später zur Pfarrkirche erhoben und von Sankt Lambertus abgetrennt. Von diesem Zeitpunkt an trägt die Kirche den Namen Sankt Maximilian.

Eine lange Tradition prägt bis heute die Liturgie an Sankt Maximilian. Am Anfang standen feierliche Hochämter mit orchestraler Begleitung, die durch gute Beziehungen zum bergischen Hof möglich waren (1753: König-Orgel, 1876: Gründung des Maxchores, Wirkungsstätte von Mendelssohn-Bartholdy, Schumann).

Ebenfalls Tradition haben Kultur und Bildung für die Prägung der Gemeinde. Seit 1673 existieren hier unterschiedliche Lehranstalten: theologische Fakultät, Laien – bzw. Grundschulen, Lyzeum (Heinrich Heine), bzw. Realschule, städtische katholische Max-Schule, Kindergarten.

Sankt Maximilian ist seit 1952 Ordenskirche der Nordwestdeutschen Provinz und der Düsseldorfer „Kompturei St. Maximilian“ des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem.

Zur karitativen Aufmerksamkeit der Gemeinde gehören die Sorge für Menschen in der Düsseldorfer Altstadt, eine Crèche für palästinensische Kinder in Bethlehem und ein Engagement für das Priesterseminar in der Diözese Matamoros in Mexiko.

Beim Blick auf die Gemeinde von Sankt Maximilian springen ins Auge:

  • eine große Verehrung für den Heiligen Antonius
  • die Marienkapelle mit der Abbildung "Maria vom Gnadenauge" und der Thaddäusaltar als Orte innigen Gebetes für viele Menschen
  • festliche Hochämter mit hohem professionell-musikalischen Anspruch
  • eine lebendige Gemeinde, in der Begegnungen ermöglicht werden, die Türen offen stehen und man sich gern an der „Nacht der offenen Kirchen“ beteiligt
  • der Antonius Saal, das Refektorium des ehemaligen Franziskanerklosters, als Mittelpunkt des Gemeindelebens (Probensaal, Konzertsaal, Begegnungsraum der Gemeinde) und ein ausgebauter Max-Keller, der zum Feiern einlädt
  • Pilgerfahrten nach Israel
  • großzügige Spender, die sich ihrer Kirche mit der ihr eigenen Tradition verbunden fühlen, oder bestimmte Themen "auf ihre Fahnen schreiben" (Kirchenmusik, Crèche, neue Klaisorgel)
  • das Maxhaus als citypastoraler Standort gerade auch für repräsentative Anlässe und als Sitz des Stadtdekanates Düsseldorf

 

02.5    Blick auf Ordensgemeinschaften, Verbände, kirchliche Einrichtungen

Die Präsenz der Kirche durch die Pfarrei Sankt Lambertus im Zentrum Düsseldorfs wurde bereits ab dem 15. Jahrhundert durch die Ansiedlung und Tätigkeit verschiedener Ordensgemeinschaften ergänzt, die sich zum Teil bis heute mit ihrem jeweiligen Charisma in das kirchliche Leben der Stadt einbringen.

Neben den Stiftsherren an Sankt Lambertus siedelten sich zunächst die Kreuzherren in Düsseldorf an. Es folgten die Kapuziner, die Franziskaner, die Jesuiten und die Dominikaner. Als weibliche Gemeinschaften stellten sich die Coelestinerinnen, die Karmelitinnen, die Ursulinen, die Töchter vom Heiligen Kreuz, die Aachener Franziskanerrinnen, die Schwestern unserer Lieben Frau und die Michaelitinnen in den karitativen und pädagogischen Dienst der Menschen unserer Stadt. 2008 siedelten sich die Servitinnen mit ihrem „Stadtkloster“ neben Sankt Maximilian an.

Bis heute prägen die Dominikaner und die Franziskaner mit ihren Klöstern das liturgische, pastorale und karitative Engagement der Kirche in der Innenstadt und damit unserer Pfarrei, auf deren Territorium sie sich befinden. Sie ziehen Menschen aus der ganzen Stadt und darüber hinaus an. In ihren Händen liegen citypastorales Engagement, Verkündigung des Glaubens und Spendung der Sakramente, zwei Armenküchen, religiöse Erwachsenenbildung, die Katholische Glaubensinformation "Fides" mit der (Wieder-) Eintrittsstelle für den Großraum Düsseldorf und die Möglichkeit einer experimentellen (Sozial-) Pastoral. An der Seite dieser Orden unterstützen Laiengemeinschaften bzw. Terziaren deren jeweiliges Apostolat.

Die jetzt im Pfarrgebiet lebende Schwesterngemeinschaft der "Töchter des Heiligen Kreuzes" engagiert sich im Leben der Pfarrgemeinde, die "Schwestern unserer lieben Frau" erproben eine neue Form des Ordenslebens mitten in der Stadt, die Michaelitinnen tragen die ambulante Caritas und die stationäre Pflege im Sankt Annastift mit, die Servitinnen bringen sich als "Geistliche Begleiterinnen" und Mitarbeiterinnen im Maxhaus in das kirchliche Leben unserer Stadt ein. Seit Februar 2012 befindet sich die Buchhandlung der Paulus Schwestern auf unserem Pfarrgebiet.

Neben den Ordensgemeinschaften gibt es im Innenstadtbereich eine Reihe katholischer Sozialverbände, die mit ihren Institutionen insbesondere das karitative Hilfs-und Beratungsangebot der Kirche tragen bzw. ergänzen. Zu denken ist an den Caritasverband mit seinen Einrichtungen, den SKFM, den Kreuzbund und das Kolpingwerk. Mit ihren unterschiedlichen Hilfsangeboten versuchen Sie, auf die besondere Situation einer Großstadt (Obdachlose, Prostituierte, Drogenabhängige, papierlose Migranten etc.) zu antworten.

Die Lage in der Innenstadt bringt neben ihren besonderen Herausforderungen auch spezielle Chancen mit sich. So befinden sich im Gebiet unserer Pfarrei einige stadtkirchliche Einrichtungen, die von uns genutzt werden können. Zu denken ist an das jugendpastorale Zentrum „Die Botschaft“, das Maxhaus und die Einrichtungen des katholischen Jugendwerkes.

 

03.      Wo wir verortet sind und was uns herausfordert

03.1    Das Pfarrgebiet von St. Lambertus und seine Bewohner


Zum Pfarrgebiet von St. Lambertus gehören die Stadtteile Altstadt, Carlstadt und Stadtmitte, die zusammen die City Düsseldorfs bilden. Hier leben ca. 17.000 Menschen, von denen knapp 4.000 katholisch sind. (Der Katholikenanteil in Altstadt und Carlstadt ist deutlich höher und liegt bei knapp 50 Prozent.)

Die Wohnbevölkerung besteht aus mehr Männern als Frauen und wenigen Kindern und Jugendlichen. Die größte Gruppe ist die der 18-45 Jährigen. Der Ausländeranteil liegt bei gut 30%, in der Carlstadt nur bei 17%. Auffällig ist der große Anteil der Einpersonenhaushalte.

Die Sinus-Milieustudie weist für die Altstadt einen hohen Prozentsatz von Modernen Performern (49%), Etablierten (17%) und Postmateriellen aus. In der Carlstadt steigt der Anteil des postmateriellen Milieus auf 43%.

Nur in der Stadtmitte spielen die Milieus der Experimentalisten (15%) und der Hedonisten (13%) eine Rolle.

Auffällig im gesamten Pfarrgebiet ist das beinahe völlige Fehlen von Bürgerlicher Mitte, von Konservativen und des traditionellen Milieus.

 

03.2    Die Lage in der City und deren Folgen

Viele Gegebenheiten in unserer Pfarrei werden nicht nur von den Menschen geprägt, die hier wohnen, sondern ebenso von den City-Besuchern und allen, die unsere kirchlichen Angebote wahrnehmen.

Die City wird durch die Vielen belebt, die tagtäglich einpendeln und sie meist abends oder nachts wieder verlassen.

Die Altstadt mit ihren Kneipen und Gaststätten besitzt eine hohe Anziehungskraft. An der sprichwörtlich „längsten Theke der Welt“ ist bis in die Nachtstunden Hochbetrieb.

Tagsüber und besonders am Wochenende ist die Rheinuferpromenade Spazierweg für Tausende Menschen; die Treppenanlage am Schlossturm und die Ratinger Straße sind wichtige Treffpunkte für junge Leute.

In der Altstadt und ihrer unmittelbaren Umgebung locken den interessierten Besucher neben dem Altbier zahlreiche andere Angebote. Die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen (K 20), die Kunsthalle, Film- und Hetjesmuseum sowie Tonhalle, Oper und „Kommödchen“ sind nur einige Mosaiksteine aus der breiten kulturellen Palette.

Auch die Kirchen St. Lambertus, St. Maximilian und St. Andreas sind in kunst- und stadthistorischer Sicht ein interessantes Ziel für Touristen.

Das historische Rathaus und die umliegenden Gebäude sind der Sitz der Stadtverwaltung und Orte städtischer Repräsentation.

Hier im Zentrum der Stadt folgt in rascher Folge ein Event dem anderen: Karnevalszug, Nacht der Museen, Marathonlauf, Jazz-Rallye, Bücherbummel, Japan-Tag, Kirmes und Schützenfest, Altstadtherbst, Ski-Weltcup, Weihnachtsmarkt wechseln ab mit Demonstrationen und Kundgebungen für und gegen alles Mögliche.

Südlich von St. Maximilian erstreckt sich rund um den belebten Markt am Carlsplatz die vornehme und stillere Wohngegend der Carlstadt. Dieser Stadtteil ist geprägt durch alten Wohnungsbestand mit hohen Mieten und teure Eigentumswohnungen. Hier leben vor allem Alleinstehende und Paare ohne Kinder. In den Straßen finden sich kleine Galerien, Antiquitätenläden, am Rande liegt der Standort etlicher Banken und Geldinstitute.

Zwischen Heinrich-Heine-Allee und dem Hauptbahnhof erstreckt sich die moderne Düsseldorfer Innenstadt. An Werktagen herrscht hier während der Büro- und Ladenöffnungszeiten reges Leben. Berufstätige, Einkäufer und Passanten prägen das Bild ebenso wie Obdachlose, Bettler und Drogenabhängige. Wie in allen Großstädten konzentrieren sich gerade in der Innenstadt Banken und Büros, Kaufhäuser und Geschäfte, Restaurants und Freizeiteinrichtungen. Die Bebauung besteht aus engen, mehrstöckigen Mehrfamilienhäusern. Hier finden wir viele Einzimmerappartements und nur vereinzelt teure Wohnungen. Die Bewohner sind häufig alleinstehende deutsche und ausländische Bürger, auch ausländische Familien.

Die Kö ist eine der berühmtesten, die Schadowstraße eine der umsatzstärksten Einkaufsstraßen Deutschlands.

In der nördlichen Altstadt unweit der Ratinger Straße liegen die Kunstakademie und zahlreiche Galerien. Tausende Jugendliche besuchen jeden Tag die Erzbischöflichen St. Ursula-Schulen, die kath. Städt. Hauptschule St. Benedikt, das Görresgymnasium und das Luisengymnasium. Verschiedene Kindertagesstätten und die traditionsreiche kleine Maxschule, eine städt. Katholische Grundschule, nehmen sich der Kinder an, die oft von ihren berufstätigen Eltern, die auswärts wohnen, in die City gebracht werden. Alte, oft kranke Menschen finden einen Platz im St. Anna-Stift in der Eiskellerstraße.

Über die Menschen, die unsere pfarrlichen Angebote wahrnehmen, gibt es nur wenige gesicherte Angaben. Wir haben zwar einen prozentual zur Wohnbevölkerung gesehen sehr hohen Gottesdienstbesuch, in der großen Mehrheit gehören die Gottesdienstbesucher aber nicht zur Wohnbevölkerung unserer Pfarre. Sie sind mehrheitlich weiblich und gehören überwiegend zur älteren Generation. Die Gemeindekerne sind klein, gruppieren sich um Liturgie und Gottesdienstgestaltung und pflegen die Geselligkeit in Gruppen und Verbänden.

Bedingt durch die Innenstadtlage finden wir im Pfarrgebiet viele caritative Angebote und kirchliche Beratungsstellen. Ein stark frequentiertes Angebot sind die Armenküchen in der Altstadt und am Franziskanerkloster, die sich besonders der Obdachlosen und Armen annehmen.

Für ein spirituelles und kulturelles Angebot auf Stadtebene sorgt das Maxhaus, das Katholische Stadthaus, das im Jahr von Zehntausenden aufgesucht wird.

 

 

04.      Wozu wir berufen sind und wie wir uns dem stellen

04.1    Unser Auftrag als Kirche vor Ort

„Gott, der die Welt erschaffen hat und alles in ihr, er, der Herr über Himmel und Erde, wohnt nicht in Tempeln, die von Menschenhand gemacht sind. Er lässt sich auch nicht von Menschen bedienen, als brauche er etwas: er, der allen das Leben und den Atem gibt, ist niemandem fern. In ihm leben wir, bewegen wir uns und sind wir: Wir sind von seiner Art.“[1] Alle Menschen, ob sie sich dessen bewusst sind oder nicht, haben einen existentiellen Bezug zu Gott, ihrem Schöpfer.

Viele Male und auf vielerlei Weise hat Gott einst zu den Vätern gesprochen durch die Propheten; in dieser Endzeit aber hat er zu uns gesprochen durch den Sohn.[2] Gott hat seine Nähe zu den Menschen „verdichtet“, indem er selbst Mensch wurde in Jesus, „geboren von einer Frau und dem Gesetz unterstellt, damit wir die Kindschaft erlangen“.[3] Jesus hat Menschen um sich gesammelt und sie gelehrt,

  • zu beten und ihnen aufgetragen, das Gedächtnis seines Leidens, seines Sterbens und seiner Auferstehung zu feiern (Liturgia)
  • die Botschaft vom Reich Gottes zu verkünden (Martyria)
  • einander gut zu sein und versöhnt miteinander und mit Gott zu leben (Diakonia)

Die Gemeinschaft derer, die sich um Jesus versammelten und am Pfingsttag mit dem Heiligen Geist erfüllt wurden[4], lebt in denen fort, die heute, in Verbindung mit der Universalkirche, Kirche vor Ort bilden. Wie die Urgemeinde in Jerusalem sind wir im Herzen Düsseldorfs dazu berufen,

  • zu beten und Liturgie zu feiern
  • den Menschen innerhalb wie außerhalb unserer Pfarrei mit ihren verschiedenen Gemeinden die frohe Botschaft zu verkünden, dass Gott dem Menschen nahe ist und ihm an jedem liegt
  • einander gut zu sein und Sorge dafür zu tragen, dass Menschen versöhnt miteinander und mit Gott in Würde leben können.[5]

Wir tun das in der Gelassenheit derer, die darum wissen, dass Gott nichts braucht und niemandem fern ist. Wir tun es aber auch mit der Sensibilität derer, die sich bewusst sind, dass Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen von heute, besonders der Armen und Bedrängten aller Art, Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Jüngerinnen und Jünger Christi sind.[6]

Darum fühlen wir uns berufen, das Evangelium allen Geschöpfen zu verkünden[7] und als Kirche vor Ort den Menschen zu dienen![8]

 

04.2    Unsere Feier der Liturgie

Zur Mitte unseres pfarrlichen und gemeindlichen Lebens gehört die Feier der Liturgie.

Unsere City-Situation verlangt nach einem verlässlichen und differenzierten Gottesdienstangebot, das nicht nur die regelmäßigen Gottesdienstbesucher in den Blick nimmt sondern auch offen und einladend für andere Gott- und Sinnsucher ist. Deshalb pflegen wir neben der Eucharistiefeier viele andere Gottesdienstformen, die eine unterschiedliche Intensität der Mitfeier ermöglichen. Ein differenziertes Gottesdienstangebot wird begünstigt durch die Entwicklung klar unterscheidbarer Formate.

Ausdruck unserer Wertschätzung der Liturgie sind Sorgfalt und Ehrfurcht bei ihrer Feier und das Bemühen um eine angemessene Ästhetik.

Unsere Gottesdienste leben davon, dass sie von vielen Menschen mit vorbereitet und gestaltet werden. Neben den Priestern und Diakonen sind hier vor allem die Gottesdienstleiter, die Küster und Kirchenmusiker, die Ministranten, Lektoren, Kantoren, Kommunionhelfer, Kollektanten, Mitglieder unserer Chöre, Scholen und Musikensembles zu nennen. Sie alle erfahren Wertschätzung, liturgische Bildung und seelsorgerische Begleitung.

Alle liturgischen Dienste von Laien stehen grundsätzlich Männern und Frauen offen. Bedingungen für ihre Ausübung sind Neigung, Eignung und die Beauftragung durch den Zelebranten bzw. bei einem regelmäßigen Dienst die Bestellung durch den Pfarrer, gegebenenfalls auch durch den Bischof.

 

04.3    Unsere Kinder und Jugendlichen

Kindern und Jugendlichen sollen in unserer Pfarrei und ihren Gemeinden Wertschätzung und Beheimatung zuteilwerden. Sie sollen Unterstützung bei der Entwicklung ihrer Persönlichkeit und ihrer Gottesbeziehung finden und so zu selbstverantwortlich handelnden Christen heranwachsen. Im Leben der Gemeinde sollen sie konkret "Kirche" erfahren und mitgestalten.

Wir achten darauf, dass unsere Angebote Kindern und Jugendlichen unterschiedlichster Milieus und Fähigkeiten zugänglich sind.

Wir legen ein besonderes Augenmerk auf den Schutz von Kindern und Jugendlichen vor jeglichem Missbrauch.

Wichtig für die religiöse und pädagogische Begleitung der Klein- und Vorschulkinder und ihrer Familien sind die Kindertagesstätten, die im Katholischen Familienzentrum Mitte zusammen arbeiten.

Darüber hinaus sind wir offen und aufmerksam für die Lebenssituation aller Kinder in unserer Pfarrei.

An Auswahl, Motivation und Begleitung der Mitarbeiterinnen unserer Kita an der Mariensäule haben wir einen hohen Anspruch.

Unsere regelmäßigen Familiengottesdienste und kinderpastoralen Angebote bieten eine Hilfe auf dem Glaubensweg.

Besondere Schwerpunkte der Kinder- und Jugendpastoral sind die Hinführungskurse zu Eucharistie, Buße und Firmung.

Wir laden Jugendliche und junge Erwachsene zu eigenen geistlichen Angeboten ein.

Wir nehmen unsere Ministranten und die Sängerinnen und Sänger unseres Kinderchors nicht nur als Mitwirkende in der Liturgie wahr, sondern auch ganz bewusst als Kinder und Jugendliche.

Wir unterstützen die verbandliche Jugendarbeit der KJG in der Gemeinde Sankt Mariä Empfängnis.

Ein wichtiger Akzent liegt auf der Gewinnung, Schulung und Begleitung von Gruppenleitern und Verantwortlichen.

Wir suchen die Zusammenarbeit mit der „Botschaft" und jugendpastoralen Angeboten im Stadtdekanat so wie mit der Schulpastoral und allen Schulen im Pfarrgebiet.

Dieses Konzept wird von Mitarbeitern aus dem Pastoralteam und den Gremien verantwortet.

Die Pfarrei hat für den Dienst an Kindern und Jugendlichen einen eigenen Mitarbeiter eingestellt. Sie bezieht Kinder und Jugendliche in Entscheidungsfindungsprozesse ein. Sie trägt Sorge für ein Kindern und Jugendlichen angemessenes Raumangebot.

 

[1] Vgl. Apg 17,24 ff.

[2] Hebr 1,1

[3] Vgl. Gal 4,4

[4] Apg 2,4

[5] Vgl. Apg 4,34f

[6] Vgl. 2. Vaticanum GS 1

[7] Mk 16,15

[8] Mt 20,28: „der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich bedienen zu lassen, sondern um zu dienen“